Von der Öffentlichkeit weitestgehend unbemerkt veröffentlichten Cravinkel im Winter 1970 ihr Debütalbum. Die Band hatte im Juni des Jahres mit ihrer Plattenfirma Philips ein ungewöhnlich hohes Produktionsbudget ausgehandelt und zog bereits zwei Monate nach Unterzeichnung des Plattenvertrages für drei Wochen in die Londoner 'IBC-Studios', eines der angesagtesten Studios jener Tage, in denen zuvor u.a. The Who ihr Album 'Who Is Who' eingespielt hatten. Mit dabei: Produzent Rainer Goltermann, der Haus- und Hofproduzent bei Philips, der zuvor ebenfalls beim Debüt von Frumpy auf dem Regiesessel gesessen hatte.
Cravinkel waren einer der ersten deutschen Rockbands, die in England produzierten, und ließen sich ihre englischen Texte unmittelbar vor Beginn der Aufnahmen von ihrem britischen Engineer Andy Knight auf Fehler oder falsche Idiome durchforsten. George Meier erinnert sich: "Einen Satz wie 'She wasn't cooking anymore' gibt es in der englischen Sprache gar nicht, wir wußten beispielsweise auch nicht, daß das persönliche Fürwort für Sonne nicht 'she' (=sie) sondern 'he', also 'er' ist. Andy Knight korrigierte diese Fehler. Das was allerdings auch fast das einzige, was er machte. Denn während wir die Songs aufnahmen, hat Andy die überwiegende Zeit gepennt."
Dennoch gelang Knight in Verbinung mit den Cravinkel-Musikern eine hörenswerte Produktion. Meier, der im Studio verantwortlich für das Stimmen der Instrumente war (die heute üblichen Stimmgeräte gab es seinerzeit noch nicht), spielte - quasi als Pilotspur - sämtliche zehn Songs zunächst ohne rhythmischen Anhaltspunkt nur mit einer Gitarre ein. Die dadurch unvermeidlichen Timing- und Temposchwankungen waren bei einer derartigen Aufnahmeprozedur unvermeidlich (später wurde der sogenannte Cliptrack eingeführt, der für ein einheitlichen Tempo innerhalb eines Stückes sorgt), sie machen aber auch gerade den Charme dieser Plarre aus.
Die Texte zu 'Lonesome Road' und 'Hidden Love' stammen von Gründungsmitglied und späteren Rattles- bzw. Wolfsmond-Drummer George B. Miller, der jedoch vor Vertragsunterzeichnung gegen Bierly ausgetauscht wurde. Engineer Knight war übrigens auch verantwortlich für den etwas verklausulierten Text auf dem Artwork, bei dem der Bandname und die Plattenfirma mit Worten wie 'Pruneogram' und 'Rip van Caprunevikel' verballhornt wird. Das Album verkaufte sich lediglich 5000 mal, deutlich zu wenig für eine Band, die mit einem dermaßen hohen Produktionsbudget an den Start gegangen war. Dementsprechend kürzte Philips für das zweite Album rigoros die Gelder. In späteren Jahren entwickelte sich 'Cravinkel' zu einem begehrten Sammlerobjekt.
P.S. Als Bonustracks gibt es die Single 'Keep On Running'/'Mr Cooley' (Philips 600315), zwei Songs, die nicht auf der original Langspielplatte zu finden sind und 1971 veröffentlicht wurden. (Info aus dem Booklet der Cravinkel-CD "Cravinkel") |