Schon die Titel lassen erahnen, dass hier eine Mischung aus Soul, Psychedelic und Jazz kommt. My favorite things ist ein Titel von Rogers/Hammerstein, den die Band, wie man es von ihr gewohnt ist (man höre sich Ole auf der CD Altena 1969 an) modifiziert hat und sehr jazzig interpretiert. All green kennt jeder Freund der Band in verschiedenen Versionen, hier gilt: eine der ersten Live-Interpretationen dieses Titels, den man danach in einer etwas verkürzten Form (ohne Schlagzeugsolo) auf dem Album Electrip in der Studio-Version hören kann. Bei Skipping handelt es sich um das damals wohl unvermeidliche Schlagzeugsolo, sehr gut dargeboten von Skip, der hier mit seiner Arbeit an den Drums einen eindrücklichen Beweis seiner Fähigkeiten abliefert. Sittin on the dock of the bay von Otis Redding ist natürlich jedem Soul-Kenner bekannt, Sänger war hier dieser ominösen Leon, von dem es keine weiteren Informationen gibt. Die Band liefert eine praktisch 1:1-Coverversion des Songs, relaxed (bekifft?) gesungen, aber ohne herausragende Momente. Mit Lick a stick, einem musikalisch wesentlich interessanteren Song von James Brown, kommt dann noch einmal Erfreuliches aus der zu Ende gehenden Soul-Zeit der Band. Soul/Funk/Groove, wie das nur in einer tollen Live-Atmosphäre entstehen kann. Der Sänger von Lick a stick ist unbekannt, man weiß nur, dass es sich um einen wohlbeleibten Schwarzen handelte, der bevorzugt bunte Hemden und eine Halskette trug und wohl spontal eingestiegen ist.
Die Vocals der Gastsänger bei den beiden letzten Titeln sind in Ordnung, aber die Akzente setzen bei diesen beiden Titeln (wie auch auf den beiden Instrumentaltiteln am Anfang des Albums) eindeutig Hansi und Tim mit ihren Saxophonen. In beiden Titeln mit sehr schönen unisono-Passagen und bei Lick a stick auch mit guten Soli.
Die langen Instrumental-Titel am Anfang des Albums und die Abwesenheit von James Rhodes als Sänger zeigen sehr deutlich, dass das -Soul- aus dem Namen der Band nicht mehr lange Bestand haben würde, dies wurde dann auch sehr bald durch das Ausscheiden von James und Werner sowie die Namensänderung in Xhol Caravan manifestiert.
Man liest übrigens in den Liner-Notes, dass Öcki an den Keyboards dabei gewesen sein soll. Von Keyboards ist allerdings auf den Aufnahmen nichts zu hören, so dass man davon ausgehen kann, dass diese Aufnahmen eher Mitte/Ende 1968, also bevor Öcki eingestiegen ist, entstanden sind. Auch die Spielweise der Band deutet eher darauf hin, dass es sich dabei um Aufnahmen von vor 1969 handelt. Insofern ist auch die Darstellung, Öcki hätte diese Aufnahmen gemacht, nicht absolut gesichert. Aber solche Details sind natürlich nach über 35 Jahren kaum noch zu klären.
Die Qualität der Aufnahmen ist erstaunlich gut, auch die Stimmung, die damals bei den Auftritten der Band in den GI-Clubs deutlich zu spüren war, wird sehr eindrucksvoll wiedergegeben. Ebenso erstaunlich ist, dass neben den vielen Soul-Fans auch sehr viele Jazz-Freunde unter den GIs waren - man hört das aus den sehr positiven Reaktionen des Publikums auf die ersten beiden Jazz-Titel.
Fazit: Neben der Freedom Opera aus den Alben Motherfuckers Live und Altena 1969 sind die Titel dieser CD ein weiteres Dokument für die musikalischen Entwicklung der Band von Soul zu wesentlich erweiterten musikalischen Strukturen. (Reinhard Horlacher alias Xhol vom Musikzirkus) |