Nachdem Achim Reichel nach eigener Aussage mit "AR3" der Versuch "eine Musik zu schaffen, die sowohl zum Zuhören als auch für Diskotheken geeignet ist, nicht ganz geglückt war", änderte er für die vierte Scheibe von A.R. & Machines wieder das Konzept. "A.R.IV" bietet zwei seitenlange Stücke, die, was die Ausdehnung und Komplexität der Kompositionen anbelangt, auf das 1972 erschienene Album "Echo" bezug nehmen, ansonsten aber deutlich flotter und jazziger angelegt sind.
"A.R.IV" beginnt mit "Cave explorers and birdman" als krautig-jazziger Rockjam, der dem Stück "Tarzans Abenteuer im Sommerschlussverkauf " von "AR3" ähnelt, aber eine Spur intensiver, hypnotischer und druckvoller aus den Boxen kommt. Wie immer bei Reichel (zumindest in der A.R.-&-Machines-Phase) liefern die verschlungenen Linien der Echogitarren das Grundgerüst der Musik, welches von Bass (gespielt übrigens von Hans Hartmann, der sich im selben Jahr - 1973 - Guru Guru anschloss) und der umfangreichen Perkussion rhythmisch gefügt und sehr dynamisch vorangetrieben wird. Aus dieser schwungvoll dahineilenden Klangmasse heben sich ab und zu Sax, Flöten, E-Piano und Gitarre solistisch heraus. Zudem singt Reichel gelegentlich in Bluesmanier, allerdings deutlich weniger als noch auf "AR3". Erst im dritten Abschnitt von "Vita" beruhigt sich die Musik etwas und schwebt meditativer dahin, um sich gegen Ende in hallenden und wabernden Klangwolken aufzulösen.
"Aqua" bietet im Grunde Ähnliches, ist aber alles in allem zurückhaltender und leichtfüssiger ausgefallen. Zu allerlei Wassergeräuschen - zuerst Regengeplätscher und Bachrauschen, unterlegt mit Vogelzwitschern und Froschquaken - baut sich von der Perkussion begleitet ein vielschichtiges Echogitarrenmuster auf. Dieses hallt erst verhalten dahin, steigert sich sich dann aber langsam und verwandelt sich allmählich in einen flotten Jazzrocker, der fast nach Canterbury klingt. Schliesslich klingt die Nummer mit Sturmgeräuschen, Meeresrauschen und Mövengeschrei aus. Die Regentropfen haben das Meer erreicht.
"A.R.IV" ist trotz der hypnotischen Repetition, die den Kern dieser Musik ausmacht, und der Länge der Stücke eine ziemlich abwechslungsreiche Angelegenheit. Allerlei verschiedene, sich ständig verändernde Klangbilder schweben hier am Hörer vorbei, wechselvoll, wie die verschiedenen, teils monotonen, teils farbigen Landschaften, die auf der imaginären, in "Aqua" dargestellten Reise der Regentropfen zum Meer von diesen durchflossen werden. "A.R.IV" ist damit für mich das spannendste Album von Reichel, bei dem ihm eine perfekte Synthese von spacig-krautigen Gitarrenklängen, meditativem Rock und perkussivem Jazzrock gelungen ist. Krautrocksammler sollten sich nach der Scheibe umschauen! (Quelle: www.babyblaue-seiten.de, Achim Breiling) |